Chronik

Die ersten 25 Jahre des TV Stetternich

Die Anfangsphase des Stetternicher Tennisvereins war bewegt und gekennzeichnet von intensiven Bemühungen um die Vereinsgründung und nicht zuletzt von viel Mut und Engagement der noch wenigen Mitglieder, mussten doch im Vergleich zu anderen meist weitgehend von der Kommune zur Verfügung gestellten Sportstätten die Planungs- und die mit hohen Anfangskosten verbundenen Aufbauleistungen eigenständig erbracht werden. Außerdem war das Vereins- und Tennisgeschehen noch weitgehend „Neuland“. Die Eintragung in das Vereinsregister als „Tennisvereinigung Stetternich 1975 e.V.“ am 19.02.1976 geht darauf zurück, dass sich auf Initiative von Peter Knabel bereits im Frühjahr 1975 eine kleine Interessengruppe gebildet hatte, um bei einer Zusammenkunft im Haus des damaligen Ortsvorstehers Peter Schmitz zu diskutieren, ob nicht – ähnlich wie gerade in Rödingen – in dem sich rasch entwickelnden Dorf Stetternich ein Tennisverein gegründet werden könnte. Beweggründe waren u.a., mit dem „weißen Sport“ für junge Menschen ein erweitertes Sportangebot zu schaffen, zum anderen aber auch mit einem solchen Verein die Integration zwischen neuzugezogenen und alteingesessenen Bürgern zu fördern. Nach Verhandlungen mit der Stadt Jülich und Ortsbesichtigung wurde im Herbst des Jahres ein Grundstück an der Burgstraße zum Bau einer Tennisanlage in Aussicht gestellt. Damit war der Weg frei zur Vereinsgründung am 11.02.1976 durch folgende Mitglieder:

Rolf Berns; Manfred Lepold; Ingrid Schmitt; Annegrit Hemmerich; Manfred Ostermeier; Gisela Wagner; Johann Hemmerich; Wilfried Rodewig; Heribert Wagner; Karl-Heinz Klatt; Renate Rohowsky; Ingeborg Wieneke; Peter Knabel; Hans Rohowsky

Gleichzeitig wurde ein Vorstand mit Peter Knabel als 1. Vorsitzenden gewählt und eine vorläufige Satzung beschlossen, wichtige Voraussetzungen, um die Vorbereitungen für den Bau einer Tennisanlage, speziell auch bei der Mittelbeschaffung konkret als Verein angehen zu können; im Herbst 1976 wurde außerdem noch eine Tischtennisabteilung ins Leben gerufen, die sich 1980 zum heutigen Tischtennisverein verselbstständigte. Als jedoch später die erforderlichen Bauunterlagen erstellt und bei der Stadt eingereicht waren, kam vom Bauamt der Bescheid, dass das vorgesehene Grundstück aus städtebaulichen Gründen nicht für eine Tennisanlage genehmigungsfähig sei. Als Ersatz wurde dann seitens der Stadt im Mai 1977 das heutige ca. 13.000 Quadratmeter große Grundstück am Mühlengraben zur Verfügung gestellt. In der Folgezeit war der Vorstand vor allem damit befasst, Baupläne zu erstellen, Geldquellen zu erschließen und Angebote von Tennisplatz-Bauunternehmen einzuholen, um dann auf der ersten Mitgliederversammlung am 24.05.1977 ein Gesamtkonzept vorlegen zu können: die Stadt Jülich gewährte 14 TDM Baukostenzuschuss, die Kreissparkasse Düren stellte eine Spende von 10 TDM in Aussicht, allerdings waren vom Landessportbund zu der Zeit und auch nicht in absehbarer Zeit Mittel für den Neubau von Tennisanlagen zu erhalten. Man beschloss, dass jedes Mitglied außer der Aufnahmegebühr ein zinsloses Darlehen für 5 Jahre zur Verfügung stellt. Außerdem erklärten sich 12 Mitglieder bereit, eine Bürgschaft über 3 TDM zu leisten, als Voraussetzung für die Aufnahme eines Kredits über 30 TDM bei der KSK Düren. Trotz des Ansatzes von erheblichen Eigenleistungen blieb aber eine beträchtliche Finanzierungslücke gegenüber den mit ca. 90 TDM veranschlagten Kosten für den Bau von 2 Tennisplätzen offen. Dabei waren die kostenträchtigen Erd- und Vorarbeiten, die das vom Ellbach beeinflusste, staunasse Wiesengelände erforderte, noch nicht berücksichtigt. Nach lebhafter Diskussion ging man mit dem Appell auseinander, möglichst viele neue Mitglieder zu werben, ein mühsames Unterfangen solange noch keine Plätze und Aktivitäten des Vereinslebens aufzuweisen waren. In dieser schwierigen Situation kam die großzügige Sachhilfe der Rheinischen Braunkohlewerke (RBW) wie eine Erleichterung. Im Rahmen einer Telefonaktion seitens der RBW für die durch den Beginn des Hambacher Tagebaus betroffenen Bürger kam Dr. J. Wieneke der Gedanke, Vorstandsmitglied Dr. Leuschner die Situation des Tennisplatzbaus in Stetternich zu erläutern und ihn wegen einer Hilfeleistung anzusprechen. Schon bald kam die Nachricht, dass der Vorstand der RBW einer Sachhilfe zugestimmt hatte. Am 05.07.1977 fand eine Ortsbesichtigung statt, RBW übernahm es, unter Leitung von Manfred Lepold als Vorstandsbeisitzer der Tennisvereinigung und Architekt das Gelände mit 70-80 cm Kies (ca. 7-8000 m3) aufzufüllen und zu verdichten. Der Mutterboden sollte abgeschoben und als Lärmwall aufgeschüttet werden. Schon nach wenigen Tagen rollten die ersten Dreiachskipper mit Kies heran. Die angrenzenden Anwohner ertrugen das „Beben“ der noch nicht asphaltierten Straße mit Geduld, und schon bald entstand ein planiertes Gelände für 3 Plätze einschließlich vorgesehener Flächen für das spätere Clubhaus und Parkplätze. Durch diese gewaltigen Erd- und Vorarbeiten war aus dem sumpfigen Wiesengelände ein geeigneter Baugrund für ein Tennisgelände in schöner Lage geworden. Darüber hinaus reduzierten sich durch diese Vorleistungen auch die veranschlagten Baukosten, so dass der Auftrag zum Bau der beiden vorderen Plätze der heutigen Anlage endlich an die Firma Leisten, Düren, erteilt werden konnte. Viele Eigenleistungen, so u.a. die Verlegung der Drainage, der Wasseranschluss, das Planieren und Einsäen der Lärmschutzwälle, die Erstellung der Einzäunung und anderes mehr wurden unter tatkräftiger Mithilfe vieler Mitglieder erbracht. über ein Ereignis, das bei allen Beteiligten viel Aufregung auslöste, soll kurz berichtet werden. Bei der Ausschachtung des Kanals für die Verlegung des Strom- und Wasseranschlusses von der Dorfstraße bis zur Tennisanlage mussten auch Wurzeln von den Pappelbäumen, die den Weg ab dem Mühlbach säumten, abgeschlagen werden. Unglücklicherweise wurde dabei ein dicht im Wurzelbereich liegendes, sehr teures Postkabel beschädigt. Zu unser aller Erleichterung bestand derzeit, Dank der Aufnahme des Vereins in den Tennisverband, bereits eine Haftpflichtversicherung, die dann den Schaden regulierte. Erwähnt werden soll auch, dass die Verabschiedung der Vereinssatzung viel Zeit und Aufwand, sowohl vom Ausschuss, der die Satzung nach der ersten Vorlage beim Amtsgericht nochmals aus steuerrechtlichen Gründen ändern musste, als auch bei der wiederholten Diskussion und Abstimmung durch die Mitglieder erforderte. Da auch die Tischtennisabteilung dem Verein angeschlossen war und immer wieder wichtige Entscheidungen von finanzieller Tragweite und auch den Spielbetrieb betreffend anstanden, wurde in den ersten vier Jahren eine Herbst- und im Frühjahr eine Hauptversammlung einberufen. Am 27.05.1978 war es so weit, der Spielbetrieb konnte beginnen, und es wurde in Stetternich erstmals und mit Vehemenz, insbesondere von den Jugendlichen, Tennis gespielt, ein Sport, der sich mittlerweile zum Volkssport entwickelte. Die Mitgliederzahl wuchs und schon bald kam der Vorstand zu der Erkenntnis, dass es ohne irgendeine Art Clubheim einfach nicht ging. Die letzte Mark in der Kasse wurde hervorgeholt und eine simple Holzbaracke erstanden, in Eigenleistung aufgebaut und zu einem Clubheim – später sogar mit einer ansprechenden Theke – ausgebaut. All das war Anlass genug, Ende September 1978 bei gutem Wetter die Vereinsgründung und die offizielle Einweihung der Tennisanlage n Stetternich ein wenig zu feiern und allen für die engagierte Eigenleistung, Spenden und Unterstützung zu danken. Die nachfolgende Vereinsphase lässt sich im Zeitraffer wie folgt aufzeigen: 1979 Austragung des ersten Herren-Ranglistenturniers und Meldung der ersten Herrenmannschaft für die Medenspiel-Saison 1980, 1981 Meldung einer ersten Damen- und Juniorenmannschaft. Die ersten Clubmeisterschaften wurden 1980 ausgetragen. 1981 existierten Ranglisten für Damen, Herren und Junioren, und einige mutige Spieler beteiligten sich bereits an Stadt- und Kreismeisterschaften. Insgesamt wuchs der Verein stetig, 1980 wurde die Verwaltung auf EDV umgestellt, 1981 zählte der Verein 147 Mitglieder, davon knapp 40% Jugendliche und Kinder! Zwar zahlte sich die Kinder- und Jugendarbeit – hier sei außer dem Engagement und der Initiative verschiedener Vereinsmitglieder vor allem die unermüdliche Trainingsarbeit des Mitglieds und Sportlehrers Dieter Schmurr erwähnt – für die Belebung und sportliche Entwicklung des Vereins positiv aus. Es mussten aber auch stetig Ranglisten-, Platz- und Spielordnungen entwickelt und angepasst werden, um Jugend- und Erwachsenensport reibungslos abzuwickeln. So war der Ausbau des 3. Platzes, zu dem die Stadt Jülich erneut 10 TDM Baukostenzuschuss gewährte, bereits 1981 zwingend, nicht zuletzt auch, um die Medenspiele zügiger austragen zu können, ohne den sich verstärkenden Tennisfreizeitsport allzu sehr einschränken zu müssen. 1982 wurde auch das inzwischen traditionelle Doppel-Moppel am Pfingstsamstag eingeführt. 1986 spielten bereits zwei Damen- (1. und 4. Kreisklasse) und zwei Herrenmannschaften (2. und 4. Kreisklasse) bei den Medenspielen mit. Und immer wieder war Eigenleistung gefragt, wurde doch zu Anfang beispielsweise der Grasbewuchs auf den Lärmschutzwällen mit der Sense bzw. Elektrosense von Mitgliedern abgemäht! Nachdem gegen 1985 die Rückzahlung der von den Anfangsmitgliedern geleisteten Darlehen und des Darlehens bei der Kreissparkasse nahezu abgeschlossen war und sich ein Guthaben in der Kasse abzeichnete, war es das Ziel des Vorstands, möglichst bald ein Clubheim mit Umkleide-, Dusch- und Toilettenanlage sowie Platz für eine kleine Küche und Geräte etc. zu erstellen. Manfred Lepold entwarf den Plan für das heutige, bewährte Clubhaus, mit einem Kostenansatz von 100 TDM, die zur Hälfte durch Eigenleistung aufgebracht werden sollten. Erneut wurden von 10 Vereinsmitgliedern Bürgschaften geleistet, um von der Kreissparkasse ein Darlehen über 30 TDM für den Neubau zu erhalten. Die Stadt Jülich sowie die Kreissparkasse steuerten ebenfalls mit Spenden über 5 bzw. 8 TDM zur Finanzierung des Bauvorhabens bei. Mit viel Engagement und Eigenleistung wurde der Rohbau zügig erstellt und im September 1986 Richtfest gefeiert. Der Innenausbau des Clubheims wurde dann unter Nutzung des handwerklichen Könnens vieler Mitglieder zielstrebig vollendet; die schöne Theke wurde ebenfalls von Manfred Lepold entworfen. Unter der neuen Vereinsführung ab 1990 mit dem Vorsitzenden Friedhelm Mund konzentrierten sich die weiteren baulichen Maßnahmen in den Folgejahren bei verstärkter sportlicher Aktivität des Vereins auf den Ausbau des 4. Platzes und die Verschönerung der Außenanlage einschließlich der Errichtung eines Geräteschuppens und einer schönen Grillhütte. In der Gegenwart steht, wie bei anderen Vereinen auch, die Sorge um den Nachwuchs an Kindern und Jugendlichen bzw. die Entwicklung des Mitgliederbestandes an erster Stelle. Das Absinken der Geburtenrate, ein beinahe zu großes Freizeitangebot für Kinder und Erwachsene ebenfalls und ein schleichender materialistischer Zeitgeist machen es vielen Vereinen schwer, ist doch im Vereinsleben selbstloses Einstehen für das Ganze immer wieder gefragt. Dank der sorgsamen Vereinsführung unter dem Vorsitz von Kurt Robens ab 1995, durch intensive Werbung mit speziellen Angeboten auch für Kinder und Verzicht auf die Aufnahmegebühr für Neumitglieder ist es nunmehr gelungen, die Mitgliederzahl des Vereins bei ca. 150 zu halten. Die Idee, zur besseren Information der Mitglieder eine kleine Vereinszeitschrift herauszubringen, die in der Vergangenheit mit dem „Netzroller“ nur mal sporadisch zum Tragen kam, wurde durch den nunmehr regelmäßig erscheinenden „Aufschlag“ verwirklicht. Der Verein ist finanziell gesund und lebendig, die sportlichen Aktivitäten und Leistungen können sich sehen lassen. Im Augenblick spielen drei Damen- und drei Herrenmannschaften sowie fünf Jugendmannschaften in den Medenrunden des Tennisbezirks Düren/Aachen/Heinsberg mit. Alljährlich beteiligen sich Mitglieder an den Stadt- und Kreismeisterschaften und zahlreichen Freundschaftsturnieren. So wurde beispielsweise 1999 das Vier-Städte-Turnier auf der Anlage in Stetternich ausgetragen. Dass bei allen Tennisheimspielen traditionsgemäß die Gäste auch bewirtet werden und so auch nach dem „Ernst“ des Wettkampfes Kontakt und Kommunikation gepflegt werden, bedeutet für alle Mannschaftsspieler stets Zeit und Engagement. Auch innerhalb des Vereins wird die Geselligkeit im Laufe der Saison durch verschiedenste Ereignisse (z.B. kleine Grillfeten, das Doppel-Moppel-Pfingstturnier, eine gemeinsame Radtour durch das Jülicher Land) gepflegt, wenngleich auch festzustellen ist, dass das Clubfest zum Abschluss der Saison bei der heutigen Vielfalt an Angeboten zum Feiern längst nicht mehr die Anziehung erfährt, die es noch vor 15 Jahren ausübte. In diesem Zusammenhang ist es sicherlich ein geheimer Wunsch eines jeden Vorstands, dass das Vereinsbewusstsein und die Identifikation der Mitglieder mit dem Verein über den sicherlich nicht geringen finanziellen Beitrag hinaus lebendig bleiben möge. Für die Generation, die nun langsam in die „Jahre“ kommt, ist es immer wieder erfreulich zu sehen, wie junge Familien im Verein aktiv sind und sich wohl fühlen. Dazu trägt auch ein kleiner Kinderspielplatz bei und nicht zuletzt seit 1999 ein bescheidenes Angebot zur Betreuung der „Kleinen“ durch junge Tennisdamen. Aber auch für Senioren, die den Tennissport noch als Hobby betreiben können und dem Verein die Treue halten, bietet die Anlage viel, u.a. ein einmaliges Freizeitangebot vor wohltuender ruhiger Naturkulisse. Möge der Verein auch in dem neu begonnen Jahrhundert wachsen und Bestand haben und das Zusammenwachsen neuzugezogener und alteingesessener Bürger in Stetternich fördern.

Diese Chronik wurde anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Tennisvereinigung im Jahr 2000 verfasst.